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Neapel

Neapel
Neapel Gemälde von Rudolf Wiegmann, 1836 - Foto: Wikipedia (Public domain)



Überblick

Neapel - Theater
Neapel - Theater Teatro San Carlo um 1830 - Bildquelle: Wikipedia (gemeinfrei)



Im 17. Jahrhundert brachte Neapel mit der Neapolitanischen Schule eine eigene Opern-Stilrichtung hervor, die auf Traditionen früher neapolitanischer Konservatorien des beginnenden 16. Jahrhunderts zurückgriff und besonders durch die hier ausgebildeten Castrati die Geschichte der europäischen Oper nachhaltig beeinflusst hat. Der bis heute international populärste Opernsänger der Stadt ist Enrico Caruso (1873 – 1921). Das Teatro San Carlo ist eines der bedeutendsten Opernhäuser Italiens. Auch hier war Wolfgang Amadeus Mozart 1770 zu Gast und besuchte zusammen mit seinem Vater mehrere Konzerte.





Italienreise

Pozzuoli
Pozzuoli Blick von der Seeseite auf Hafen und Bucht von Pozzuoli


Die Italienreise seines Sohnes hatte Leopold Mozart gut geplant und vorbereitet. Wolfgang hatte sich bereits ein Jahr zuvor mit der italienischen Sprache vertraut gemacht. Italien gilt als Wiege der Oper, deshalb plante Leopold auch den Besuch der Opernhäuser in Mailand, Venedig und in Neapel. Diese Häuser genossen zur Zeit Mozarts Weltruhm, und hier in Neapel besucht Wolfgang Amadeus Mozart am 30. Mai 1770 das Teatro di San Carlo, wo der Komponist Nicolò Jomelli seine Oper „Armida abandonnata“ aufführte. Niccolò Jommelli wurde am 10. September 1714 in Aversa bei Neapel geboren. Jomelli war ein italienischer Komponist, dessen erstes Bühnenwerk im Frühjahr 1737 - die Opera buffa L’errore amoroso - am Teatro dei Fiorentini in Neapel uraufgeführt wurde. Er verstarb am 25. August 1774 in Neapel.


Portici - Königspalast
Portici - Königspalast Hofkapelle im Königspalast von Portici - Foto: Wikipedia - Autor: Inenascio - Lizenz: s.u.


Nach der Abreise aus Rom kommen sie am 12. Mai in Capua an, wo sie im Augustinerkloster übernachten. Am übernächsten Tag erfolgt die Weiterfahrt und schließlich am 14. Mai die Ankunft in Neapel. Am 16. Mai wollen sie an einem Empfang beim Minister Marchese Tannuci in Portici teilnehmen- leider vergebens. Portici liegt 12 Kilometer entfernt von Neapel am Fuße des Vesuvs in der Bucht von Neapel. Im Jahr 1738 ließ der bourbonische König Karl III. einen Palast (Palazzo Reale) errichten. Am 19. Mai schreibt Wolfgang an seine Schwester in Salzburg: „Die Königin und den König haben wir unter der Messe zu Portici in der Hofkapelle gesehen, und den Vesuvius haben wir auch gesehen. Neapel ist schön, ist aber volkreich wie Wien und Paris“.


Neapel - Teatro di San Carlo
Neapel - Teatro di San Carlo Gründungsinschrift über dem Hauptportal des Theaters


Am Abend besuchen sie den Grafen Hamilton, wo Mstr. Beckford und Mstr. Weis aus London auf sie warten. Am 16.05. sind sie bei Baron Fridolin Tschudi zu Gast, „der uns unzählige Mal geküsst und seine Dienste angetragen hat". Die Principessa di Belmonte, die Principessa Francavilla, die Duchessa Calabritta und Lady Hamilton organisieren ein Konzert, das am Montag, den 28. Mai stattfindet:

(...) „Am Montag wird eine Akademie seyn, die die Gräfin Kauniz, Lady Hamilton, Principessa Belmonte, Principessa Francavilla, Duchessa Calabritta, veranstalten, und die uns glaublich 150 Zechinen einbringen wird. Wir haben aber auch Geld nöthig; denn gehen wir fort, so haben wir eine lange Reise, ohne Etwas einzunehmen. Bleiben wir hier, so müssen wir fünf Monate aushalten. Freylich hier wir immer unsere Nothwendigkeit einnehmen“ (...)

Quelle: Nissen, Georg Nikolaus von: Biographie W.A. Mozart's. Leipzig: Breitkopf & Härtel, 1828!


Brief an die Schwester

Neapel - Teatro di San Carlo
Neapel - Teatro di San Carlo Impressionen


Mozart in einem Brief an seine Schwester:

„Neapel, den 19. May 1770.

(...) „Den 30. wird die Oper anfangen, welche der Jomelli komponiert. Die Königin und den König haben wir unter der Messe zu Portici in der Hofkapelle gesehen, und den Vesuvius haben wir auch gesehen. Neapel ist schön, ist aber volkreich wie Wien und Paris. Und von London und Neapel, in der Impertinenz des Volkes weiß ich nicht, ob nicht Neapel London übertrifft, indem hier das Volk, die Lazzaroni, ihren eigenen Oberen oder Haupt haben, welcher alle Monate 25 Ducati d'argento vom König hat, um nur die Lazzaroni in einer Ordnung zu halten. Bei der Oper singt die de' Amicis. Wir waren bei ihr. Die zweite Oper komponiert Caffaro, die dritte Ciccio di Majo, und die vierte weiß man noch nicht. Gehe fleißig nach Mirabell in die Litaneien und höre das Regina coeli oder das Salve Regina und schlaf gesund und laß Dir nichts Böses träumen“ (...) [2]


Pompeji
Pompeji ...antike Straße mit Häuserruinen zu beiden Seiten...


Ein Konzert, das Freunde für ihn organisiert haben, gibt Mozart am 28. Mai 1770 in Neapel. Am 30. Mai 1770 nehmen sie an einer Aufführung im Teatro di San Carlo teil, wo die Oper „Armida abandonnata“ von Nicolò Jomelli zum besten gegeben wird. Am 13. Juni 1770 besuchen sie Pozzuoli und Baiae, am 16. Juni 1770 werden sie von den Kartäusern des Klosters San Martino empfangen. Am 18. und 19. Juni 1770 besuchen sie den Vesuv, das antike Pompeji und die erloschene Stadt Herculaneum. Am 29. Juni erfolgt die Abreise aus Neapel und am 30. Juni ist die Wiederankunft in Rom.


Neapel
Neapel Blick auf den Vesuv


(...) „Auch das lustige Neapel versagte Mozarten den gebührenden Beifall nicht. Riß Mozart als Mann mit dem allmächtigen Zauber seines Genius jedes empfängliche Herz hin, wie mußte der als Knabe schon vollendete Künstler auf die warmsinnigen Italiener wirken! Man hielt ihn für einen Zauberer, und behauptete, seine Macht bestehe in der Talismanie eines Ringes, den er am Finger trug. Wie erstaunte man erst, als er, auf Verlangen, den Ring von sich legte, und dennoch eben so zauberisch spielte!“ (...) [1]

Quelle: Arnold, Ignaz Ferdinand Cajetan - Mozarts Geist. Seine kurze Biographie und ästhetische Darstellung.


Neapel
Neapel Palazzo Reale


Gegen Ende des Monats Juni reisen sie aus Neapel ab und kommen einen Tag später wieder nach Rom. Während einer Audienz beim Papst (Clemens XIV. - 1769 - 1774) in Rom erhält Mozart den Orden vom Goldenen Sporn, der mit dem Titel „Cavaliere“ verbunden war. Auch der Komponist Gluck war Inhaber dieses Ordens. Zwei Tage später dankt Mozart in einer Privataudienz Papst Clemens XIV. für die Auszeichnung. Danach erfolgt die Rückreise nach Bologna und der Aufenthalt in einem nahe gelegenen Landhaus. Hier schreibt Mozart weiter an seiner Oper "Mitridate, re´di Ponto", die am 26. Dezember 1770 in Mailand unter seiner Leitung aufgeführt wird.


Quellenangabe:


1.: Zitiert nach Arnold, Ignaz Ferdinand Cajetan: Mozarts Geist. Erfurt 1803, S. 106. - Permalink: Zeno.org - Meine Bibliothek - Contumax GmbH & Co. KG (gemeinfrei)

2:. Zitiert nach Schiedermaier, Ludwig: Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 1. München/ Leipzig 1914, S. 47. - Permalink: Zeno.org - Meine Bibliothek - Contumax GmbH & Co. KG (gemeinfrei)

Das Foto aus der Wikimedia Commons "Hofkapelle im Königspalast von Portici - Autor: Inenascio" ist lizenziert unter der Creative Commons-Lizenz „Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Unported.


Bilder aus Neapel