Kirchenmusik Teil I.
Übersicht
Es folgen nun einige Musikbeispiele - Kirchenmusik Teil 1 - die jeweils kommentiert sind. Der Bogen spannt sich von der ersten geistlichen Motette KV 20 des 8-jährigen bis zum Graduale (Zwischengesang) „Sancta Maria mater Dei” KV 273.
Dieses ist nur eine winzige Auswahl aus Mozarts Kirchenmusikwerk. Sie soll Sie als Besucher dieser Mozartbiographie dazu anregen, sich mit den kirchenmusikalischen Werken des Meisters zu beschäftigen und die vielen Kleinode zu entdecken, die dort schlummern. Inzwischen liegen sämtliche Kirchenmusik-Werke Mozarts im Notentext in neueren Ausgaben vor und eine Vielzahl von Tonträgern stehen zur Verfügung.
Motette "God is our refuge" (KV 20)
Das Sacred Madrigal für vier Stimmen lässt in seinen nur 23 Takten den Einfluss der englischen Polyphonie des 16. Jahrhunderts erkennen. Der Text entstammt dem 46. Psalm. Der junge Mozart komponiert dieses Stück im Stil der anglikanischen Kirchenmusik. Die Motette für Sopran, Alt, Tenor und Baß mit englischen Text ("God is our Refuge") entsteht während des 18-monatigen Aufenthalts der Familie Mozart in England wahrscheinlich in London, ]uli 1765. Wolfgang ist gerade im 9. Lebensjahr....!
"Kyrie" (KV 33)
Mozarts 1. Kyrie (für 4 Singstimmen und Instrumente), das er auf der Rückreise von England (am 10. Mai 1766 erreichen sie erneut Paris und werden ein zweites Mal nach Versailles eingeladen) in Paris am 12. Juni 1766 abgeschlossen hat. Erstaunlich ist hier schon, wie der erst 10-jährige Mozart schon die Stimmung trifft, die einer innigen Bitte um Erbarmen gemäß ist.
Missa solemnis C-Dur Dominikusmesse (KV 66)
Am 15. Oktober 1769 feierte der Sohn eines Freundes von Leopold Mozart, Cajetan Hagenauer, der in das Stift St. Peter zu Salzburg eingetreten war und dort den Ordens-Namen Dominikus angenommen hatte, seine Primiz-Messe. Zu diesem feierlichen Anlass schrieb der junge Mozart (13-jährig) eine feierliche Missa für Soli, Chor und reich besetztem Orchester mit Trompeten, Hörner, Pauken etc. (Missa solemnis C-Dur - Dominikus-Messe KV 66). Mozart konnte es sich leisten, bei dieser Messe auf die sonst verpönte Kantatenform zurückzugreifen, da das Werk nicht im Dom sondern in der Erzabtei St. Peter aufgeführt wurde. Die Abtei St. Peter unterstand nicht dem Salzburger Fürstbischof.
Regina coeli B-Dur (KV 127)
Der Beginn dieses österlichen Marien-Antiphons - Regina coeli B-Dur (Salzburg 1772) - zeigt den jugendlichen Schwung und auch die Freude, die dieser Text zeigt (Regina coeli laetare – Königin des Himmels, freue dich, alleluja). Mozart ist inzwischen 16 Jahre alt.
Missa C-Dur Trinitatismesse (KV 167)
In dieser Messe (Missa C-Dur Trinitatismesse - Salzburg 1773 KV 167) verzichtet der nun 17-jährige Mozart ganz auf Solo-Stimmen. Entsprechend dem hohen Fest im Salzburger Dom ist das Werk für zwei Violinen und Bass, zwei Oboen, zwei Clarini und zwei Trompeten sowie Orgel besetzt. Das Werk ist auffallend instrumental konzipiert. Ausführliche Vor- und Zwischenspiele lassen das Orchester in den Vordergrund treten. Der blockartig-homophone Chorsatz erscheint in den lebhaften, farbigen Orchestersatz eingebettet.
Motette "Exsultate, jubilate" (KV 165)
Seit Ende Oktober 1772 befindet sich der junge Mozart mit Vater Leopold und Schwester Nannerl auf der dritten und für ihn letzten Italienreise, die ihn zuerst über Bozen nach Mailand führt. Hier wird am 17. Januar 1773 in der Theatinerkirche Mozarts soeben fertiggestellte Motette "Exsultate, jubilate" uraufgeführt. Mozart erhofft sich von dieser Reise eine feste Anstellung und führt mehrere Gespräche in dieser Richtung- allerdings ohne Erfolg.
Mozart-Konzert der Kantorei der Friedenskirche Hamborn vom 19. November 2006:
Große Messe c-Moll (KV 427)
Motette "Exsultate, jubilate" (KV 165)
Hörprobe: Exsultate, jubilate - „Allegro“
Mailand 1773 - 17-jährig
Kantorei der Friedenskirche Hamborn
Sopran: Inga-Britt Andersson
Leitung: Tiina M. Henke
Dieses Werk - insbesondere der Abschluss - kennzeichnet die Seelenlage des Künstlers auf dieser dritten Reise nach Italien, in die er so viel Hoffnung setzte und sich in vielen Träumen ausmalte, seine Zukunft hier zu planen. Leider war dieser italienische Traum sehr bald ausgeträumt und er mußte sich bei seiner Rückkehr Ende März 1773 nach Salzburg mit den veränderten Verhältnissen in dieser Stadt sehr bald auseinandersetzen!
Motette "Exsultate, jubilate" (KV 165)
Mozart-Konzert der Kantorei der Friedenskirche Hamborn vom 19. November 2006:
Große Messe c-Moll (KV 427)
Motette "Exsultate, jubilate" (KV 165)
Hörprobe: Exsultate, jubilate - „Allegro - Halleluja“
Mailand 1773 - 17-jährig
Kantorei der Friedenskirche Hamborn
Sopran: Inga-Britt Andersson
Leitung: Tiina M. Henke
Missa brevis D-Dur (KV 194)
Es entbehrt nicht der Ironie, dass der leidenschaftliche Komponist Franz Xaver Witt (1834 - 1888), der die Kirchenmusik Haydns und Mozarts im Bausch und Bogen ablehnte, ausgerechnet diese heitere Messe - Missa brevis D-Dur KV 194 (Salzburg 1774 - 18-jährig) - als einzige von Mozarts Messen für die Liturgie geeignet hielt. Franz Xaver Witt war Priester und von 1859 - 1867 Chorallehrer am Regensburger Priesterseminar. Er gründete 1868 den Allgemeinen Cäcilienverein und gab ab 1868 die von ihm ins Leben gerufene Zeitschrift "Musica sacra" heraus. Die Caecilianer wollten wieder zur „reinen Kirchenmusik“ zurückkehren, was die Wiedereinführung des "Gregorianischen Chorals" sowie die mehrstimmige Polyphonie des 16. Jahrhunderts bedeutete. Die zentralen Angriffspunkte von F.X. Witt waren das Triviale und Unkirchliche in der Musik (oder was er dafür hielt). Es muss allerdings bezweifelt werden, dass Witt wirklich einen umfassenden Überblick über Mozarts Kirchenmusik hatte.
Misericordias Domini d-Moll (KV 222)
Eine Arbeit des nun 19-jährigen Mozarts im strengen kontrapunktischen Kirchenstil, die anlässlich einer Reise nach München vor Kurfürst Maximilian III. aufgeführt wurde. Dieses Offertorium - Misericordias Domini d-Moll KV 222 (München 1775) - ist nur auf den kurzen Text: "Misericordias Domini cantabo in aeternum" (die Barmherzigkeit des Herrn will ich besingen in Ewigkeit) komponiert. In immer neuen kontrapunktischen Kombinationen ist dieses anspruchsvolle Werk ausgeführt.
Missa C-Dur „Credo-Messe“ (KV 257)
Die Messe des nun 20-jährigen Komponisten hat ihren Namen - Missa C-Dur „Credo-Messe“ KV 257 (Salzburg 1776) - von den wiederkehrenden Credo-Einwürfen und ist unter den Salzburger Kurzmessen die substanzvollste. In ihrer fast volkstümlichen Melodik steht sie den Gesellschaftsmusiken des gleichen Jahres nahe, transponiert jedoch deren galanten Ton in eine Sphäre frommer Herzlichkeit.
Graduale „Sancta Maria mater Dei” (KV 273)
Diese Musik ist ergreifend einfach und von ernster Schönheit. Die Freimaurer in Wien (Mozart war später mit dem Rang eines Meisters Mitglied einer Loge) haben diese Hymne an die Jungfrau Maria - Graduale (Zwischengesang) „Sancta Maria mater Dei” KV 273 (Salzburg 1777) - in ihren musikalischen Kanon aufgenommen. Dies ist ein Beweis für den ökumenischen Geist der Freimaurer. Komponiert hat Mozart dieses Werk als 21-jähriger.
Quellenangabe:
Das Foto "St.-Peter-Kirche in München - Autor: Softeis" stammt aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz [34 KB]
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Hörprobe:
Mozart-Konzert der Kantorei der Friedenskirche Hamborn vom 9. November 2003:
Wolfgang Amadeus Mozart: Requiem d-Moll (KV 626)
Hörprobe: "Dies irae"
Wien 1791 - 35-jährig
Kantorei an der Friedenskirche Hamborn
Mitglieder der Duisburger Philharmoniker
Konzertmeisterin: Anke Vogelsänger
Leitung: Tiina M. Henke