Bologna
Überblick
Auf der ersten Italienreise Mozarts (13. Dezember 1769 - 28. März 1771) machte er auch zweimal Station in Bologna. Am 13. Dezember 1769 beginnt die Reise nach Italien mit dem Vater Leopold Mozart, die sie bis Neapel führen soll. Auf dieser Reise konnte der Knabe seine Bekanntschaft mit der italienischen Musik gründlich vertiefen. Sein öffentliches Auftreten in Innsbruck, Verona, Mantua, Mailand, Bologna, Florenz und Rom gestaltet sich zu einem Triumphzug. Beonders der Besuch in Bologna ist dem jungen Mozart gut in Erinnerung geblieben- wahrscheinlich die Begegnung mit dem Musiktheoretiker und Kirchenkomponisten Padre Martini (Giovanni Battista Martini (1706 – 1784).
Bologna
Nach der Abreise aus Mailand am 15. März 1770 kommen Leopold und Wolfgang Mozart über Lodi, Piacenza, Parma und Modena am 24. März 1770 in Bologna an. Sie finden Unterkunft im Gasthof dal Pelegrino. Am 26. März erfolgt das erste Konzert in Bologna im Hause Pallavicini. Hier schreibt er am 24. März 1770 an seine Schwester in Salzburg:
„O Du Fleißige Du!
Weil ich gar so lange faul war, so habe ich gedacht, es schadete nicht, wenn ich wieder eine kurze Zeit fleißig wäre. Alle Posttage, wann die deutschen Briefe kommen, schmeckt mir das Essen und Trinken viel besser. Ich bitte, schreibe mir, wer bey den Oratorien singt. Schreib' mir auch, wie der Titel von den Oratorien heißt. Schreibe mir auch, wie Dir die Haydn'schen Menuette gefallen, ob sie besser als die erstern sind....“ [1]
Hier in Bologna lernt er u.a. einige bekannte Musiker Italiens kennen. In Bologna genoß Mozart den Unterricht des berühmten Musiktheoretikers Padre Martini. Es wird berichtet, dass er auf der Rückreise nach Salzburg in die „Philharmonische Akademie“ von Bologna aufgenommen wurde. Zur Zeit Mozarts war Bologna ein Zentrum der Musik. Hier traf er den Künstler Farinelli (eigentlich Carlo Broschi - 1705 - 1782), ein berühmter Kastrat, der seit 1761 in Bologna lebte, wo er sich einen prächtigen Palast erbauen ließ, indem er letztlich auch verstarb. Weiterhin Vicenzo Manfredini (1737 - 1799), Kapellmeister und Musikschriftsteller. Sodann den Kapellmeister Mazzoni und den Opernkomponisten Johann Misliveczek (1737 - 1781), der mehrfach in den Mozartbriefen Erwähnung findet.
Palazzo dell’Archiginnasio, Gebäude der Universität Bologna von 1563 bis 1803 - eingebunden über Wikimedia Commons
Am 29. März 1770 erfolgt die Abreise von Bologna. Am 30. März erreichen sie abends die Medici-Stadt Florenz und am 1. April 1770 haben sie eine Audienz beim Großherzog Leopold (1747 - 1792) - Erzherzog von Österreich und Großherzog der Toskana. Am 16. Juli 1770 kommen sie nach der Abreise aus Rom (10. Juli 1770) mit Zwischenaufenthalten in mehreren kleinen Städten in Loreto an. Die Weiterreise erfolgt über Ancona, Sinigaglia, Pesaro, Rimini, Forli und Imola. An 20. Juli 1770 erreichen sie mittags Bologna. Insgesamt vom 20. Juli bis zum 12. Oktober bleiben sie in Bologna bzw. in der Umgebung. Vom 10. August bis zum 27. September sind Vater und Sohn Mozart Gäste auf dem Pallavicinischen Landgut alla croce del Biacco.
Auch der Palast in der Stadt - Palazzo Pallavicini - dient ihnen als Konzertraum und als Treffpunkt mit Padre Martini. Auf dem Landgut alla croce del Biacco, das auch im Familienbesitz der Pallvicini ist, schreibt Wolfgang an seiner Oper „Mitridate, re di Ponto“, die er später in Mailand fertigstellt und die dort zur Aufführung kommt. Am 9. Oktober 1770 erfolgt nach einer Prüfung die Aufnahme in die „Accademia filarmonica“ in Bologna. Die Prüfungsarbeit ist das Werk mit der Nummer KV 86 - ein Antiphon „Quaerite primum regnum Dei“ für 4 Stimmen. Am 12. Oktober 1770 erfolgt die Abreise aus Bologna nach Mailand.
Nachricht aus Bologna an Mutter und Schwester
Auszug aus einem Brief Mozarts an Mutter und Schwester aus Bologna (Nachschrift zum Brief des Vaters, Bologna, 21. August 1770).
„Ich bin auch noch lebendig und zwar sehr lustig. Heuke kam mir die Luft, auf einem Esel zu reiten; denn in Italien ist es der Brauch, und also habe ich gedacht, ich muß es doch auch probiren (....)“ [1]
Auch das KV 85 - Miserere für Alt, Tenor und Baß mit Orgel soll hier in Bologna im Juli oder August 1770 entstanden sein- dies ist heute allerdings umstritten.
Gianluca Pallavicini
1697 wurde Gianluca Pallavicini (1697 - 1773) in Genua geboren. Zunächst als diplomatischer Vertreter Genuas an den Wiener Hof gekommen, trat er 1733 in kaiserliche Dienste über. Er diente dem Haus Habsburg zur Zeit von Kaiserin Maria Theresia, organisierte die erste Kriegsmarine in den Erbländern, wurde schließlich General-Feldmarschall und war unter anderem mit der Umsetzung der Verwaltungsreform der Kaiserin in der Lombardei betraut. Er erhielt später auch das Goldene Vlies, ein vom Kaiser verliehenes Privileg, und zog sich dann nach Bologna zurück. Im Jahre 1770 veranstaltete er dort für die Familie Mozart einen Empfang in seinem prächtigen Stadtpalais, um Mozart den Zugang zur dortigen Gesellschaft zu ermöglichen. Gianluca Pallavicini verstarb 1773 in Bologna. Sein Neffe Giancarlo Pallavicini (1741 - 1789), den der mächtige Gianluca stützte und förderte, wurde zum tatsächlichen Stammvater und Begründer dieses Familienzweigs, und ebenfalls ein herausragender Feldherr im Dienste der Kaiserin. [2]
Quellenangabe:
1.: Zitiert nach Schiedermaier, Ludwig: Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 1. München/ Leipzig 1914, S. 12 u. S. 22. - Permalink: Zeno.org - Meine Bibliothek - Contumax GmbH & Co. KG (gemeinfrei)
2.: Informationen zum Adelsgeschlecht Pallavicini in Bologna stammen aus der Wikipedia, zuletzt abgerufen am 04.01.2021!
Die Fotos "Teaserfoto: Museo di Palazzo Poggi, Bologna, Library - Autor: Rob Oo from NL" - "Teaserfoto: Plakette unter den äußeren Arkaden der Kirche San Francesco in Bologna, Italien - Autor: Giovanni Dall'Orto" - "Basilica di Santo Stefano - Autor: AHert" - "Blick auf San Petronio, Piazza Maggiore und Palazzo d'Accursio - Autor: Szs" - "Palazzo del Podestà - Autor: Fabio Duma" - "Wappen der Markgrafen von Pallavicini - Autor: Massimo" stammen aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und sind lizenziert unter der Creative Commons-Lizenz „Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Unported.