Prag
Mozart in Prag
Mozart hat die Stadt Prag etwa fünf Mal besucht und soll dabei jenen Satz gesagt haben, der am Ständetheater der tschechischen Hauptstadt in Bronze gegossen hängt: "Meine Prager verstehen mich." Auch die Lebensläufe der beiden Söhne Mozarts sind eng mit Böhmen verbunden: Der 1784 geborene Sohn Carl blieb nach dem Tod seines Vaters fünf Jahre lang in der Obhut von Professor Niemetschek (...einer der ersten Mozartbiografen) in Prag, und Mozarts jüngster Sohn Franz Xaver Wolfgang wurde sogar in tschechischer Erde beerdigt. Er starb 1844 während einer Kur in Karlsbad und liegt auf dem dortigen Friedhof begraben. Im Juli 1791 erhielt Mozart den Auftrag der böhmischen Stände, aus Anlass der Krönung von Kaiser Leopold II. zum König von Böhmen die offizielle Festoper zu schreiben.
Aufführung des Figaro in Wien und Prag 1786
Zur Generalprobe des Figaro in Wien erschien der Kaiser höchstpersönlich und die Premiere am 1. Mai 1786 wurde ein großer Erfolg. Die "Wiener Realzeitung" schrieb: "Die Musik des Herrn Mozart wurde schon bey der ersten Vorstellung von Kennern allgemein bewundert . . . Sie enthält so viele Schönheiten, und einen solchen Reichthum an Gedanken, die nur aus der Quelle eines angebornen Genie‘s geschöpft werden können . . ."
Der Figaro wurde zu Lebzeiten des Komponisten insgesamt 38 mal aufgeführt. In Prag löste die Oper einen Begeisterungstaumel aus.
"Hier wird", schrieb Mozart an Gottfried von Jacquin, "von nichts gesprochen als von – figaro; nichts gespielt, nichts geblasen, gesungen und gepfiffen als – figaro; keine Opera besucht als - figaro und Ewig figaro".
Kompositionsauftrag zum "Don Giovanni"
Schon um Weihnachten 1786 - Prag ist mitten im Figaro-Taumel - erhält Mozart von der Familie Duschek eine Einladung nach Prag. Am 8. Januar 1787 reist Mozart mit seiner Ehefrau Constanze nach Prag und wohnt am 17. Januar 1787 einer stürmisch umjubelten "Figaro-Aufführung" bei. Bei diesem Pragbesuch entstehen auch seine "6 deutschen Tänze für Orchester KV 509". Noch im selben Jahr folgte die Aufführung der Symphonie Nr. 38 in D-Dur, die seit diesem Zeitpunkt als die „Prager Symphonie“ bekannt ist. Zwei Tage später gibt er in Prag ein Konzert und am 20. Januar dirigiert er selbst den "Figaro". Anfang Februar 1787 kehrt er nach Wien zurück. Im Gepäck hat er den Auftrag, eine Oper (Don Giovanni) für Prag zu komponieren.
Lorenzo da Ponte
Hierbei ist ihm der Librettist Lorenzo da Ponte behilflich. Die erfolgreiche Zusammenarbeit der beiden Künstler, die einander wunderbar ergänzten, setzte sich auch hier weiter fort. Das nächste Werk war die Oper "Don Giovanni" (...nach dem Figaro). Mozart gefiel das Libretto "unendlich". Der Textdichter bediente sich bei seiner Version des Don-Juan Stoffes recht skrupellos des Librettos eines seiner Konkurrenten, um Autorenrechte kümmerte sich damals niemand. Lorenzo da Ponte schrieb damals gleichzeitig auch Textbücher für zwei andere Komponisten: "Ich setzte mich an den Schreibtisch und verließ ihn zwölf Stunden nicht und auf diese Weise arbeitete ich ganze zwei Monate", heißt es in seinen Memoiren....
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Freunde in Prag
Seine Freundschaften, welche er während seiner ersten Aufenthalte in Böhmen schloss, führten den weltberühmten Komponisten immer wieder in die Stadt. So verbrachte Mozart sehr viel Zeit im Hause der Eheleute Dušek (Duschek) in ihrer Villa Bertramka. Für Josefina Dušková, eine herausragende Sängerin, komponierte er sogar die Arie „Bella mia fiamma, addio“. Höhepunkt war der letzte Aufenthalt 1791 anläßlich der Krönungsfeiern von Leopold II. In der Villa Bertramka des Ehepaares Duschek vollendet Mozart die Krönungsoper “La clemenza di Tito”, die er am 6. September 1791 selbst aufführt, nachdem er zuvor die Krönung im Veitsdom mit der Krönungsmesse Nr. 14 oder der Piccolomini-Messe begleitet hatte.
Gut und Museum Bertramka
Das Gut Bertramka vor den Toren von Prag ist zu einem Museum ausgebaut worden, in dem in der Sommersaison auch Konzerte stattfinden. Das Gut liegt in einem wunderschön gestalteten Park und auch das Haus selbst ist architektonisch interessant. Leider musste ich im Internet lesen, dass der Betrieb des Museums und der Gedenkstätte von Wolfgang Amadeus Mozart zum 31. Oktober 2009 eingestellt wird. Nach einem vorausgegangenem jahrelangen Rechtsstreit um die Eigentümerschaft der Gedenkstätte hat das Hohe Gericht in Prag eine Entscheidung getroffen, die die Mozart Gemeinschaft in der Tschechischen Republik als neuen Eigentümer des Gutes Bertramka sieht. Sobald mir hier neue Informationen vorliegen, werde ich darüber berichten. Zur Zeit wird das Haus in einigen Teilen restauriert (Stand September 2017).
Giacomo Girolamo Casanova
Mozart geriet aus familiären Gründen – Wohnungswechsel, Tod des Vaters – in arge Terminnöte. Die Ouvertüre der neuen Oper soll bei der Uraufführung in Prag am 29. Oktober 1787 ohne Probe von den noch feuchten Partiturkopien gespielt worden sein. Dieser Premiere soll übrigens auch der 62jährige Giacomo Girolamo Casanova beigewohnt haben, der seinen Lebensabend als Bibliothekar beim Grafen Waldstein auf Schloss Dux in Nordböhmen verbrachte.
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La Clemenza di Tito
In Prag, wo "La Clemenza di Tito" am 6. September 1791 erstmals über die Bühne ging, hatte Mozart mit "Le nozze di Figaro" und "Don Giovanni" die größten Erfolge seines Lebens gefeiert. Und so wundert es nicht, dass er, trotz zahlreicher anderer Kompositionsaufträge, das Angebot aus Prag annahm, obwohl mit dem Titus alles andere als ein attraktiver Stoff vorgegeben war. Pietro Metastasio, der bedeutendste Librettist der italienischen Opera seria im 18. Jahrhundert, hatte den Text bereits 1734 verfasst, und Komponisten wie Antonio Caldara, Johann Adolf Hasse, Christoph Willibald Gluck oder Baldassare Galuppi hatten ihn in der Folgezeit vertont.
Rückkehr nach Wien
Für Mozart richtete der am Dresdner Hof wirkende Librettist Caterino Mazzolà das Textbuch neu ein. Die Uraufführung von La clemenza di Tito in Prag fand eine geteilte Resonanz. Mitte September 1791 kehrt Mozart nach Wien zurück und konzentriert sich auf seine Arbeit an der "Zauberflöte". Schon am 28. September 1791 beendete er die Arbeiten an der "Zauberflöten" - zwei Tage später fand die Erstaufführung im Freihaus-Theater in Wien statt. Der Komponist dirigierte vom Flügel aus; sein Schüler Süßmayr blätterte die Noten um und seine Schwägerin Josepha Hofer sang die "Königin der Nacht", die 17jährige Anna Gottlieb die Pamina. Nach einem Bericht von Anton Stadler (Klarinettist 1753 - 1812) wurde am selben Tag in Prag die Oper "La clemenza di Tito" aufgeführt und "mit ausserordentlichem beifall" bedacht.